Mit dem Theodor-Heuss-Kolloquium 2024 setzte die Stiftung ihren Forschungsschwerpunkt „Practising Democracy“ fort und richtete den Blick diesmal auf den spezifischen Beitrag von Frauen zur Praxis der Demokratie in unterschiedlichen Ländern. Die Tagung „Über den Glauben zur Politik. Religion und politisches Engagement von Frauen“ untersuchte, inwieweit Religion Frauen zu politischem oder gesellschaftlichem Handeln motivieren kann. Dabei wurde die Rolle unterschiedlicher Religiositäten von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis heute in den Blick genommen.
Unter der Leitung von Gudrun Kruip und Hedwig Richter kamen vom 24.-25. Oktober 2024 im Berliner Dietrich-Bonhoeffer-Haus 34 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu einem regen Austausch über diese Fragestellung zusammen. In sechs Sektionen und einer prominent besetzten Podiumsdiskussion fächerten die Referentinnen und Referenten das breite Feld religiös motivierten politischen Handelns bei Frauen auf. Dabei wurde deutlich, dass eine religiöse Grundeinstellung weder zwangsläufig zu einer unkritischen Akzeptanz der von den Kirchen vorgegebenen Frauenrollen führt, noch zu einem vorhersehbaren gesellschaftlichem oder politischem Engagement. Gläubige oder durch Religion geprägte Frauen finden sich als aktiv oder passiv handelnde Personen, als Täterinnen oder Opfer.
Die Tagung zeigte das weite Spektrum von religiös motiviertem, weiblichem Engagement in Politik und Gesellschaft. Wenn es um die Politisierung von Frauen geht, geraten religiöse Motive eher selten in den Blick. Doch Religion trägt keineswegs nur zum Ausschluss der Frauen aus der Politik bei, sondern ebnet manchen sogar erst den Weg zum politischen Engagement. Bezieht historische Forschung den Kontext von Religion und Politik ein, wird der Umfang des weiblichen Beitrags zur Demokratiegeschichte deutlicher. Die Geschlechter- und Politikgeschichte um diesen Aspekt zu weiten, ist daher ein fruchtbarer Forschungsansatz, um die politische Rolle von Frauen besser analysieren zu können.
Panels:
I. Verkannte Demokratisierung: Bildung und Soziale Arbeit
Antonia Schilling-Malottke, Gudrun Kruip
II.Verkannte Demokratisierung: Care-Arbeit
Heike Specht, Olga Sparschuh
III. Radikalisierung
Katharina Stornig, Louis Berger, Wolfgang Kraushaar
IV. Konversionen
Anna von der Goltz, Hans-Martin Behrisch
V. Demokratie wagen
Barbara von Hindenburg, Jan-Markus Vömel
VI. Spiritualität und alternative Politik
Aline Müller, Bettina Stehli, Jessica Bock