„[…] daß die Worte Demokratie und Freiheit nicht bloß Worte, sondern lebensgestaltende Werte sind […]”
Antrittsrede vor der Bundesversammlung (12.9.1949), in: Theodor Heuss: Die großen Reden. Der Staatsmann, Tübingen 1965, S. 88.
„Ich bin Demokrat, nicht aus Haß der Junker, sondern weil ich glaube, daß Deutschland, das industriell werdende Sechzigmillionenvolk, die Demokratie braucht wie das tägliche Brot und den Segen Gottes, wenn es in der Weltgeschichte und Weltwirtschaft vorwärts kommen will.”
Brief an Lulu von Strauß und Torney (14.1.1909), in: Theodor Heuss: Briefe 1892-1917, hg. u. bearb. v. Frieder Günther, München 2009, S. 278.
„Die Deutschen müssen bei dem Wort Demokratie ganz vorn anfangen im Buchstabieren, auch wenn sie sich heute Demokraten nennen.”
Rede „Um Deutschlands Zukunft“ (18. 3. 1946), in: Theodor Heuss: Aufzeichnungen 1945-1947, Stuttgart 1966, S. 207.
„Man muß das als gegeben hinnehmen: Demokratie ist nie bequem.”
Rede „Kräfte und Grenzen einer Kulturpolitik“ (17.5.1951), in: Theodor Heuss: Die großen Reden. Der Staatsmann, Tübingen 1965, S. 154.
„Zum wirksamen Staat gehört, daß er Gehorsam erreiche, sei es durch Zwang oder Gewalt gegen seine Glieder, sei es durch freiwillig geübten Brauch. Das gilt für eine Tyrannis so gut wie für eine demokratische Republik. Auch eine Tyrannis kann eine Wohltat sein, ist es gewesen und als solche empfunden worden; nicht jede demokratische Republik kann dies von sich sagen.”
Theodor Heuss: Staat und Volk, Berlin 1926, S. 42.
„Demokratie und Parlamentarismus sind keine Heilsverkündigungen und keine absoluten Rezepte gegen die Krankheiten dieser Welt; es sind geschichtliche Formen der staatlichen Willensbildung, historisch bedingt, wesentlich durch die pädagogischen Kräfte der Selbstverantwortung, die ihnen eigentümlich.”
Aus Heuss‘ Beitrag „Demokratie und Parlamentarismus, ihre Geschichte, ihre Gegner und ihre Zukunft”, in: Anton Erkelenz (Hg.): Zehn Jahre Deutsche Republik. Ein Handbuch für republikanische Politik, Berlin 1928, S. 112.
„Auch Demokratie ist keine Zauberformel für die Nöte der Welt; die gibt es auch in der Demokratie. Demokratie heißt auch nicht nur Wählerstatistik und ist nicht nur ein Rechenverfahren, sondern im Elementaren die Anerkennung eines freien Menschentums, das auch im Gegner den Partner sieht, den Mitspieler.”
Rede „Um Deutschlands Zukunft“ (18.3.1946), in: Theodor Heuss: Aufzeichnungen 1945-1947, Stuttgart 1966, S. 206f.
„Demokratie heißt nicht Massenherrschaft, sondern Aufbau, Sicherung, Bewährung der selbstgewählten Autoritäten. Man mag noch so demokratisch denken, die politische Exekutive, die Gesetzgebung und die Verwaltung müssen so verankert werden, daß sie persönlicher Verantwortung und Leistungsfreude Lockung bleiben […]”
Artikel „An der Jahreswende 1918/1919“, in: Hans-Heinrich Welchert (Hg.): Theodor-Heuss-Lesebuch, Tübingen 1975, S. 88.
„Und was heißt Demokratie als Lebensform? Doch nur dies: dem Menschen, gleichviel wer er sei und woher er käme, als Mensch zu begegnen.”
Rede in Heilbronn beim Richtfest des Rathauses auf dem Marktplatz (16.9.1950), in: Stadtarchiv Heilbronn, Signatur ZS 10743 Heuss, Theodor.
„[…] das ‚ohne mich’ aber ist die Zerstörung aller demokratischen Gesinnung, die im Wesenhaften auf dem ‚mit mir‘, ‚mit dir‘ ruht.”
Rede „Soldatentum in unserer Zeit“ (12.3.1959), in: Theodor Heuss: Die großen Reden. Der Staatsmann, Tübingen 1965, S. 283f.
„Eine gute Tat, ein gesunder Gedanke, eine notwendige Entscheidung können an zu viel[en] Sitzungen krank werden und sterben.”
Demokratie und Selbstverwaltung, Berlin 1921, S. 20.
„Demokratie ist nicht bloß Stimmenzählen, sondern ein Verhalten, das im Ringen um Macht und Führung den anderen zu respektieren weiß.”
Erziehung zur Demokratie. Rundfunkansprache als Kultminister von Württemberg-Baden, 3.10.1945, in: Schicksal und Aufgaben. Reden von Ministerpräsident für Nordwürttemberg und Nordbaden Dr. Reinhold Maier und Kultminister Dr. Theodor Heuss, Stuttgart o.J., S. 20.
„Herrschaftslose Demokratie ist eine unstaatliche und verschwommene Vorstellung. Jeder Staat ist ein System von Befehlsgewalt und Gehorsamsanspruch. Der Schlüsselpunkt seines Wesens liegt dabei aber […] in dem Anspruch und der Behauptung eines souveränen Volkswillens.”
Das Wesen der Demokratie, Berlin 1930, S. 1.
„Auch in der Demokratie ist der Staat ein Herrschaftselement mit Befehlsgewalt und Gehorsamsanspruch. [...] Demokratie ist Herrschafts-Auftrag auf Frist. Das Entscheidende der Demokratie ist in dem funktionalen Leben der Kritik die Kündbarkeit der Herrschaft, das Kündigungsrecht, das beim Volke liegt.”
Rede vor der verfassunggebenden Landesversammlung für Württemberg-Baden (18.7.1946), in: Quellen zur Verfassung von Württemberg-Baden, bearb. v. Paul Sauer, Stuttgart 1997, S. 50.
„Der Mehrheitsgedanke dient zuvörderst einer technischen Funktion, einem Zwang zur Entscheidung. [...] Das Fruchtbare des Prinzips ist dies, daß ihm die Chance auf eine legitime Selbstkorrektur eingebaut ist, daß Minderheiten von heute die Aussicht besitzen, die Mehrheiten von morgen zu werden.”
Beitrag „Demokratie und Parlamentarismus, ihre Geschichte, ihre Gegner und ihre Zukunft“, in: Anton Erkelenz (Hg.): Zehn Jahre Deutsche Republik. Ein Handbuch für republikanische Politik, Berlin 1928, S. 100.
„[…] es geht bei der Gestaltung eines demokratischen Staates um die Legitimierung der führenden Organe durch einen gestuften Volkswillen, von dem jeder einzelne eine Partikel ist, aber nun eben eine bewußte und mitverantwortliche.”
Abschied von der Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland (1959), in: Ralf Dahrendorf / Martin Vogt (Hg.): Theodor Heuss. Politiker und Publizist, Tübingen 1984, S. 514.
„Das Volksbegehren, die Volksinitiative, in den übersehbaren Dingen mit einer staatsbürgerlichen Tradition wohltätig, ist in der Zeit der Vermassung und Entwurzelung, in der großräumigen Demokratie die Prämie für jeden Demagogen […]”
Rede vor dem Parlamentarischen Rat (9. 9. 1948), in: Theodor Heuss: Vater der Verfassung. Zwei Reden im Parlamentarischen Rat über das Grundgesetz 1948/49, hg. u. bearb. v. Ernst Wolfgang Becker, München 2009, S. 63.
„Sie [die Demokratie] ist anspruchsvoller an Wissen und Gewissen des einzelnen; der Totalitarismus mag und wird, trivial gesprochen, unbequem für sehr viele sein, aber er ist denkbequem für alle.”
Rede „Formkräfte einer politischen Stilbildung“ (1952), in: Theodor Heuss: Die großen Reden. Der Staatsmann, Tübingen 1965, S. 219.
„Die Demokratie hat im Recht und in der Wirtschaft die eine ethische Forderung, daß kein Mensch zum Mittel in der Hand eines anderen werde, sondern daß er seinen Wert und seine freie Würde als Selbstzweck und Träger von Persönlichkeitswerten hat.”
Rede auf dem Parteitag der Deutschen Demokratischen Partei (14.12.1920), in: Bericht über die Verhandlungen des 2. Ordentlichen Parteitages der DDP, hg. v. d. Reichsgeschäftsstelle der DDP, Berlin 1921, S. 229.
„Die Demokratie aber als Gesinnungskraft und Lebensform lebt aus dem Ehrenamt. [...] Aber der besoldete ‚Funktionär‘ wird zur Maschine des Macht- und Interessenkampfes, wenn seine Arbeit nicht getragen wird von den vielen Freiwilligkeiten. Denn sie sind die Heimat und der Nährboden eines demokratischen Lebensstils, nicht die Büros, in denen man Befehle oder Anweisungen entwirft oder empfängt oder weitergibt.”
Rede „Formkräfte einer politischen Stilbildung“ (2.5.1952), in: Theodor Heuss: Die großen Reden. Der Staatsmann, Tübingen 1965, S. 222.
„Aber es ist etwas bei uns zu reichlich geblieben, an die Staatsallmacht und die Staatspflicht zu glauben. Das aber ist eine Gefährdung des Ethos, des Stiles der Demokratie [...]. Denn die Demokratie lebt nur aus dem Ehrenamt und nicht bloß im kommunalen Bereich. Wenn man an die Entwicklung der Arbeiterbewegung, der Frauenbewegung, der Jugendbewegung, auch der Parteien in ihrer Frühzeit denkt, sie waren vom individuellen Opfer einzelner getragen.”
Rede „Stilfragen der Demokratie“ (1955), in: Ralf Dahrendorf / Martin Vogt (Hg.): Theodor Heuss. Politiker und Publizist, Tübingen 1984, S. 464.