01.02. - 01.09.2019
Das Frauenbild der Parteien im Spiegel ihrer Wahlplakate 1919-2017
Frauen durften in Deutschland bis Anfang des 20. Jahrhunderts weder wählen noch gewählt werden. Erst im November 1918 sprach ihnen die provisorische Regierung des Deutschen Reichs das Wahlrecht zu; Anfang 1919 konnten sie das erste Mal wählen. Für die politischen Parteien, von denen die meisten bis 1918 das Frauenwahlrecht abgelehnt hatten, begann damit das Werben um die Stimmen der Frauen.
Bis heute stellen Frauen häufig die Mehrheit der wahlberechtigten Bevölkerung und können mit ihren Stimmen Wahlen deutlich beeinflussen. Vor diesem Hintergrund wollte die Ausstellung „Um die Stimmen der Frauen …“ das politische Bewusstsein von Frauen schärfen sowie Anstöße geben für die konstruktive Gestaltung von Politik und politischer Kultur im Hinblick auf die Gleichberechtigung der Geschlechter.
In sechs chronologischen Themenblöcken präsentierte die Ausstellung historische und aktuelle Plakate von Reichs- und Bundestagswahlen. Sie dokumentierte, wie Parteien um die Gunst der Wählerinnen werben, verdeutlichte Kontinuität und Wandel von Frauenbildern und zeigte künstlerisch-ästhetische Gestaltungsmittel in der Wahlwerbung auf.
Gezeigt wurden Reproduktionen von Wahlplakaten zu Reichs- und Bundestagswahlen seit 1919. Bei dieser Wahl hat Elly Heuss-Knapp, die Frau des ersten Bundespräsidenten, nicht nur selbst für ein politisches Mandat kandidiert, sondern sich auch parteiübergreifend dafür eingesetzt, dass Frauen ihr neu erworbenes Wahlrecht nutzen. Für den Ausschuss der Frauenverbände Deutschlands entwarf sie zu diesem Zweck Wahlwerbung wie den bis heute bekannten Vers
„Frauen, werbt und wählt,
jede Stimme zählt!
jede Stimme wiegt,
Frauenwille siegt!“
Tondokumente wie Lieder oder Wahlkampfreden ergänzten die Ausstellung.
Das Theodor-Heuss-Haus zeigte die „Um die Stimmen der Frauen …“ aus Anlass des Jubiläums 100 Jahre Frauenwahlrecht und Elly Heuss-Knapps Beteiligung an dieser ersten Wahl, bei der Frauen das aktive und passive Wahlrecht ausüben konnten. Zudem fanden im Mai 2019 baden-württembergische Kommunalwahlen statt, für die „Um die Stimmen der Frauen …“ ein passendes Programm im Rahmen der politischen Bildung darstellte.
Eine Ausstellung des Vereins zur Förderung der Frauenpolitik in Niedersachsen e.V. im Theodor-Heuss-Haus.