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Die Falsche Farm als progressiver Ort

Große Familie, viele Stimmen - Georg Hofstetter

Georg Hofstetter

Ebermannsdorf: Das ist ein Bauernhof in Bayern, ein Familienkollektiv, eine Falsche Farm. Wie bitte Falsche Farm? Ja, das ist seit neuestem sogar ein Verein, der unterschiedlichste Menschen, Richtungen und Ansätze miteinander vereint. So bietet er ein weites Spektrum von katholischer Erwachsenenbildung, über Gangsterrap-Musikvideos, zeitgenössischen Tanz bis hin zu bayerischer Landfrauenkost. Doch alles schön der Reihe nach.

 

Als der Künstler und Motiondesigner Andreas Hofstetter in sein Heimatdorf zurückkehrt – zusammen mit der Tänzerin und Pädagogin Bianca Kruppa – hat der Vater den Hof bereits von Bio-Milchviehbetrieb auf Ackerbau umgestellt, um dem Wachstumsgedanken zu entkommen und ein genügsames Leben im Kleinen zu führen. Da Andreas Hofstetter sein erstes Andi-Experiment mit der Rückkehr aufs Land vollzogen hat, beginnt parallel das zweite, nämlich die leeren Stallungen umzubauen und mit kulturellen Veranstaltungen zu füllen. Das ist ein Prozess, bei dem die Familie wie die anderen Falschen Farmis gleichermaßen beteiligt sind und auch das Suchen, Zweifeln, Hinterfragen und Lernen dazugehören. Denn sie möchten keine reine Event-Location werden. 

 

Zu wichtig sind ihnen inhaltliche, auch politische Auseinandersetzungen. Worauf nun Experiment Nummer drei folgen soll. Nämlich in der heutigen Zeit, wo Ansichten stark auseinanderdriften und in vergifteter Atmosphäre oder Anschweigen gipfeln, eine Möglichkeit zu finden, trotz unterschiedlicher Perspektiven ins Gespräch zu kommen – oder genau deswegen. Wie also kann ein Format aussehen, bei dem Menschen aus verschiedenartigen Lebensrealitäten aufeinandertreffen? Gibt es dafür bestimmte Methoden und Techniken, die einen Austausch erleichtern?

Die Falsche Farm: Emphatisch streiten lernen

Vielleicht sollte man zunächst Menschen mit Expertise für die Moderation einladen, so die Überlegung, dann zum gemeinsamen „Tagesschauen“ – um anschließend ehrlich darüber zu reden, zu streiten und empathisch zuzuhören? „Es geht nicht darum, die Leute zu überzeugen, sondern sich aus der eigenen Komfortzone herauszubewegen und Kritik zuzulassen“, so meinen sie. Auch wenn es eine Anstrengung, ein Austarieren der eigenen Grenzen bedeutet – vielleicht ist es möglich, eine gute Kommunikation aufzubauen, fernab von Verschwörungstheorien und Cancel Culture. Falsch machen kann man auf der Falschen Farm, deren Name vielschichtig zu verstehen ist, jedenfalls nicht viel – der Fehler gehört zum Programm sowie ein mögliches Scheitern.

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