„Wir wollen ein offenes Haus sein“
Neuer Geschäftsführer für das Theodor-Heuss-Haus
„Wir wollen ein offenes Haus sein“
Der neue Geschäftsführer der Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus, Dr. Thorsten Holzhauser, stellt sich und seine Ziele in unserem Dreieinhalb Fragen-Interview vor.
Herr Holzhauser, das Theodor-Heuss-Haus besteht nun seit drei Jahrzehnten. Mit Ihnen findet nun erstmals ein Wechsel in der Geschäftsführung statt. Was werden Sie anders machen?
Das Theodor-Heuss-Haus hat sich in den vergangenen drei Jahrzehnten zu einer angesehenen Adresse in der demokratischen Bildungs- und Forschungslandschaft entwickelt. Diesen erfolgreichen Weg wollen wir konsequent weitergehen und das Haus zu einem Forum für unsere liberale Demokratie fortentwickeln: Mit unseren Diskussionen, Ausstellungen und Programmen wollen wir ein Ort des Austauschs und der Debatte sein, an dem Bürgerinnen und Bürger zusammenkommen, um miteinander zu diskutieren. Wir wollen ein offenes Haus für eine offene Gesellschaft sein. Deswegen müssen wir das Haus auf dem Killesberg auch noch weiter für die Stadtgesellschaft öffnen: Wer mit seiner Jugend- oder Bürgerinnengruppe einen Ort sucht, um sich für die demokratische Gesellschaft einzusetzen oder mit uns gemeinsam eine Ausstellung entwickeln will, ist im Haus von Theodor Heuss herzlich willkommen.
Sie reden von der liberalen Demokratie, aber der politische Liberalismus steht in der Öffentlichkeit in der Kritik. Was kann uns Theodor Heuss heute noch sagen?
Als Bundesstiftung sind wir keiner politischen Partei und keinem Parteiprogramm verpflichtet, sondern der demokratischen Gesellschaft und ihren grundlegenden Werten, die Theodor Heuss vertreten hat. Das sind Werte wie weltoffene Liberalität, Verantwortung für andere, demokratische Teilhabe und Verständigung jenseits weltanschaulicher Gegensätze. Ich glaube, dass diese Fragen, die schon Heuss umgetrieben haben, aktueller denn je sind, unabhängig von Parteipräferenzen: Wie setzen wir uns gemeinsam für unsere Demokratie und die Grundrechte ein? Wie können wir den Feinden unserer offenen Gesellschaft entgegentreten? Und wie können wir „Demokratie als Lebensform“, d.h. über politische Strukturen hinaus, im täglichen Zusammenleben gestalten? Auf diese Fragen bieten wir viele Antworten, etwa im Programm Neulandsucher Ost/West, das demokratische Initiativen im ländlichen Raum unterstützt.
Wie äußert sich das konkret? Können Sie Beispiele nennen?
Wir leben in einer Zeit, in der unsere offene Gesellschaft gegen autoritäre Kräfte verteidigt werden muss. Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit, Anfeindungen gegen Minderheiten und Gewalt im öffentlichen Raum sind keine Einzelfälle mehr. Das verbindet unsere Gegenwart – leider – mit der Vergangenheit. Vor allem die Erfolge rechtsextremer Parteien bereiten vielen Menschen berechtigte Sorge. Das Theodor-Heuss-Haus stellt das Jahr 2025 daher unter das Schwerpunktthema „Rechtsaußen“. Gemeinsam wollen wir ergründen, wo die Erfolge der autoritären Rechten herkommen, was das mit unserer Demokratie heute zu tun – und wie wir unsere demokratische Gesellschaft verteidigen können. Dazu bieten wir Vorträge und Diskussionen an, aber auch Workshops für Jugendliche und Führungen durch unsere Ausstellungen. Hierzu sind alle eingeladen.
Was verbindet Sie persönlich mit Theodor Heuss?
Vieles, z.B. die Freude an der öffentlichen Debatte, das Interesse für Geschichte und Politik – und die Anfangsbuchstaben meines Namens: TH.