Kommende Veranstaltungen
Neu im Theodor-Heuss-Haus
Museumspädaogogin Lena-Sophie Leinich: „Das Haus zu einem Dritten Ort machen“
Von Emden nach Stuttgart: Lena Sophie Leinich ist die neue Museumspädagogin im Theodor-Heuss-Haus. Dort treffen wir sie im Februar 2025 für 3 ½ Fragen zu ihren Plänen und Zielen.
Sie haben gerade Ihr Volontariat in Emden absolviert, nun arbeiten Sie als Museumspädagogin in Stuttgart. Was können die schwäbischen Museen von den Ostfriesen lernen?
Was die Ostfriesen richtig gut können und was uns Schwaben – ich bin ja selbst Schwäbin – abhandengekommen ist, ist ein Sinn für Ruhe und Behaglichkeit. Im Schwäbischen geht es immer ums „Schaffen“, in Ostfriesland wird mit einer Kanne Tee und der dazugehörenden Zeremonie Gemütlichkeit gelebt. Das spiegelt sich gewissermaßen auch in den Museen dort wider, die einen sehr deutlichen Heimatbezug haben. Aber: Das Wort wird nicht ausschließend verstanden, sondern es ist eine Vorstellung von Heimat, bei der jede und jeder mitmachen kann. Und es ist eine Vorstellung, die die Eigenheiten Ostfrieslands als Region betont. Dabei öffnen die Museen in Ostfriesland den Blick dafür, wie inklusiv und wie divers „Heimat“ eigentlich sein kann – und dass sich auch jenseits des großen Ganzen besondere Geschichten finden, die es sich zu suchen lohnt.
Sie kommen mit vielen frischen Ideen. Was dürfen die Besucherinnen und Besucher Neues erwarten?
Gemeinsam wollen wir das Theodor-Heuss-Haus und seinen schönen Garten für unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen öffnen – als „Dritten Ort“. Es gibt bereits Kinderprogramme und durch Angebote für Schulen lernen auch Jugendliche das Haus kennen. Aber ich finde es wichtig, dass sowohl Kinder als auch Jugendliche das Haus als Lernort für sich selbst entdecken, sich selbst ausprobieren, ihre eigenen Ideen entwickeln können und ganz praktisch Demokratie als Lebensform selbst erfahren. Auch möchte ich auf Gruppen einladen, die normalerweise nicht ins Museum gehen – seien es die Bewohnerinnen und Bewohner der Flüchtlingsunterkunft oder die Jugendhilfe.
Dass das klappt, hat viel mit dem Abbau von Barrieren zu tun, meinem zweiten großen Anliegen. Ich bin überzeugt: Je zugänglicher ein Museum und sein Angebot ist, desto gewinnbringender ist es für alle. Sensorische Führungen für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen sind auch für Menschen, die problemlos sehen können, spannend: Im Museum Exponate auch einfach anfassen zu dürfen, ein Gefühl für Material und Oberfläche zu bekommen, eine Ausstellung über ihre Haptik kennenzulernen.
Sie erwähnten es gerade schon, ein Schwerpunkt Ihrer Arbeit sind Kinder und Jugendliche: Wie werden Sie Theo und Elly dieser Zielgruppe näher bringen?
Kinder und Jugendliche wachsen heute mit einem enorm verschulten Alltag auf. Zugleich habe ich schon erlebt, was passiert, wenn junge Menschen Themen und Aspekte einfach einmal erkunden dürfen, ohne die Klassenarbeit oder die Note im Hinterkopf. Da kommt enorm viel bei heraus! Kinder und Jugendliche entwickeln ein großes Interesse an gesellschaftsrelevanten Themen, an der Geschichte, wenn sie die Zeit haben, dieses Interesse frei entfalten zu können.
Klar: Kinder und Jugendliche müssen erstmal ins Haus kommen. Dafür sind Kooperationen wichtig, natürlich mit Schulen, aber z.B. auch mit Jugendhäusern, die Freizeitangebote anbieten. Am Ende geht es um Selbstwirksamkeit. Der letzte Schritt wird sein, junge Menschen nicht nur als Besucherinnen und Besucher einzubinden, sondern ihnen auch die Möglichkeit zu geben, selbst Ausstellungen mitzugestalten. Gerade für diejenigen, die sich bisher nicht getraut haben, kann das Theodor-Heuss-Haus ein Ort sein, um mitzumachen und mitzugestalten.
Wenn Sie selbst noch einmal Kind wären: Worüber würden Sie eine Ausstellung machen?
Das habe ich tatsächlich schon getan. Als großer Disney-Fan habe ich eine Ausstellung über meine Heldin Mulan gestaltet – ein junges Mädchen, das sich als Junge verkleidet und ganz China rettet. Im Haus meiner Eltern fand ich Essstäbchen, Klangkugeln, optisch passendes Dekor. Zusammen mit meiner Mulan-Puppe habe ich alles auf einem Tisch präsentiert. Und zack – meine erste Ausstellung!